Bilanz mit Brillanz: Deutschland ist fünffacher Europameister!

Mit großen Erwartungen war die deutsche Delegation zehn Tage vor Turnierbeginn ins Fleimstal nach Predazzo gereist. Als Titelverteidiger war der innere und äußere Druck natürlich hoch und nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Niemand konnte indes ahnen, dass das Ergebnis die Erwartungen übertreffen sollte.


Anne Bollrich (Foto: Björn Dinau)

Bei den Herren entwickelte sich am ersten Tag des Team-Wettbewerbs ein Titelkampf mit überraschend zahlreichen Medaillen-Kandidaten. Deutschland übernahm direkt die Führung und der Dauerrivale aus Schweden konnte wie erwartet Schritt halten, aber auch Tschechien, das sich nach der Hälfte der Distanz auf Rang zwei platzierte, sowie Italien und Österreich waren in der Nähe. Die beiden letzteren mussten allerdings direkt zu Beginn des zweiten Tages Federn lassen, so dass sich ein Dreikampf entwickelte. Die Skandinavier rückten immer wieder ganz nah an unser Team heran, aber die Sieben konnte alle Angriffe abwehren… bis zur vorletzten Runde, als Schwedens blaue 118 die deutschen Hoffnungen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung arg dämpfte. Drei Schläge Rückstand vor dem abschließenden Beton-Durchgang, dem System also, auf dem Deutschland bislang Probleme hatte. Unser Team startete furios in die letzten Bahnen, die Schweden zeigten kurzzeitig Nerven und waren schnell eine Handvoll Schläge im Hintertreffen. Diese Chance ließen die Deutschen sich nicht entgehen und brachten den knappen Vorsprung souverän ins Ziel: Die deutschen Herren sind Europameister 2018!


Jasmin Ehm (Foto: Björn Dinau)

Bei den Damen verlief das Turnier nicht minder spannend. Nach dem ersten Tag waren die ersten fünf Teams lediglich zehn Schläge voneinander getrennt und ein wackliger deutscher Start in Tag zwei machte die Angelegenheit noch enger. Aber die Vier besann sich auf ihre Stärke und konnte den entstandenen Rückstand auf die Italienerinnen schnell wieder auf zwei Schläge reduzieren. Die Schweiz war zu diesem Zeitpunkt auch noch gut im Rennen, musste im späteren Verlauf aber abreißen lassen. Im vorletzten Durchgang übernahmen die Deutschen dann wieder die Führung, die stets zwischen zwei und fünf Schlägen pendelte. Und so ging es auch ins Ziel: Die deutschen Damen holen die europäische Krone 2018!


Das deutsche Team ist zufrieden

Der Doppelsieg wurde euphorisch gefeiert, aber zu ausschweifend konnte es vor den anstehenden Einzel-Entscheidungen natürlich nicht werden, schließlich gab es einige deutsche Medaillenkandidatinnen und -kandidaten. Nach der ersten von zwei geplanten Kombirunden am Freitag hatte Fredrik Persson (SWE) sich einen komfortablen 5-Schläge-Vorsprung vor Marcel Noack erarbeitet, der durch das schlechte Wetter noch wertvoller wurde. Die Jury entschied, nur noch eine Miniaturgolfrunde spielen zu lassen und so konnte sich kein echter Kampf mehr entwickeln: Persson gewinnt den Titel mit vier Schlägen vor Marcel, der seinen Vize von vor acht Jahren wiederholt. Der Tscheche Martin Jecny kommt auch noch aufs Treppchen und Debütant Lukas Neumann wird starker Vierter.


Marcel Noack (Foto: Björn Dinau)

Bei den Damen entwickelte sich ein packender Dreikampf: Melanie Hammerschmidt, Anne Bollrich und Anna Bandera (ITA) lagen vor der abschließenden Runde gleichauf. Anne ging in Führung, hatte jedoch eine kleine Schwächephase auf den Bahnen 10 bis 13, die Melanie ausnutzte, sich an die Spitze setzte und das Gold nicht mehr hergab. Anne gewann das Stechen um Silber gegen Anna Bandera.


Melanie Hammerschmidt (Foto: Björn Dinau)

Alle deutschen Damen hatten sich für das Matchplay qualifiziert und im Achtelfinale musste nur Vanessa Peuker die Segel streichen. Im Viertelfinale war dann für Anne Schluss. Das gleiche Schicksal ereilte Melanie, die das deutsche Duell gegen Jasmin Ehm verlor. Damit stand nur eine Deutsche unter den letzten Vier. Bei den Herren erreichte Walter Erlbruch, der sich erst im Stechen für das Matchplay qualifizieren konnte und direkt in der ersten Runde Marcel besiegte, als einziger Deutscher die Vorschlussrunde. Für zwei Gold sollte es dennoch reichen. Jasmin bezwang im Halbfinale Marielle Svensson (SWE) und setzte sich dann gegen Alena Dolezelova (CZE) die Krone auf. Walter schickte zunächst den Schweden James Lindström nach Hause und rang anschließend in seinem letzten Match für die Herren-Nationalmannschaft Paolo Porta (ITA) nieder.


Walter Erlbruch (r.) bei der Übergabe der DMV-Verdienstmedaille durch Generalsekretär Achim Braungart Zink

Sein letztes Match? Das war ein Paukenschlag ganz besonderer Güte, denn sowohl Walter Erlbruch als auch Alexander Geist erklärten am Abschlussabend ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Alexander war seit 2003 im Nationaldress unterwegs. Stets eine verlässliche Bank für sehr gute Ergebnisse und ausgestattet mit einem freundlichen Wesen war er bei jedem beliebt und ein Anker eines jeden Teams. Walters „erstes Mal“ war bereits 1990 bei der EM in Luxemburg, wo er direkt den Einzeltitel gewann und ein Ergebnis aufs Eternit zauberte, das die Fachwelt noch heute in Erstaunen versetzt. Er war nicht nur durch seine Erfahrung und sein immenses Wissen um Ballmaterial und Varianten der Leader der deutschen Nationalteams der vergangenen 28 Jahre. Jeder konnte von ihm lernen. Danke Alex, danke Wally!


Alexander Geist (Foto: Björn Dinau)

Team Deutschlands Bilanz der EM 2018 beträgt beeindruckende fünf Gold- und zwei Silbermedaillen und damit natürlich den ersten Platz im Medaillenspiegel. Herzlichen Dank an die Spielerinnen und Spieler und den Trainer- und Betreuerstab für die vier spannenden und mitreißenden Tage!

Tobias Heintze
Team Öffentlichkeitsarbeit im DMV



» Zurück
     (c) HOCHVIER, SEMUTEC und DMV | Impressum | Datenschutz